Automated Design und Anticipatory Design

Derartige moderne Designlösungen können grundsätzlich in zwei verschiedene Kategorien unterteilt werden: Automated Design und Anticipatory Design. Während Automated Design Entscheidungen trifft und Maßnahmen im Namen der Benutzer ohne deren Eingaben ergreift, kann Anticipatory Design als Vorhersage der Bedürfnisse des Menschen definiert werden, gefolgt von der Bereitstellung der relevantesten Informationen zum richtigen Zeitpunkt.

 

Hast du dich schon einmal gefragt, warum eine mobile Anwendung oder eine Website sich so verhält, als wüsste sie, was du denkst, und dir auch die gewünschten Informationen zum richtigen Zeitpunkt liefert? Das ist Anticipatory Design! Das Wort anticipatory kommt aus dem Lateinischen – anticipare, wobei ante „vor“ und capere „nehmen“ bedeutet: Dinge werden bereits im Voraus erledigt. In diesem Artikel wird das Konzept des Anticipatory Designs im Bereich des UX-Designs zusammen mit seinen Vorteilen betrachtet.

Eine großartige Kombination

Anticipatory Design ist ein UX-Design-Prinzip, bei dem Daten der Benutzer aus verschiedenen Quellen des Internets der Dinge (Internet of Things, kurz: IoT) gesammelt werden, um das Verhalten der Benutzer vorherzusagen und deren Entscheidungen zu vereinfachen. Die gesammelten Daten werden mit Hilfe von maschinellem Lernen (Machine Learning, kurz: ML) mit etablierten UX-Designprinzipien wie Einfachheit, Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit verarbeitet.

KISS – Keep it simple, stupid! Die Vorteile liegen auf der Hand.

Die Abkürzung KISS stammt aus dem Jargon des US-Militärs, als Mechaniker zur Lösung von Problemen nur ein minimales Set an Werkzeugen zur Verfügung hatten. Im Gegensatz zu einer Problemlösung in konventioneller Form, beschreibt es eine möglichst einfache, minimalistische und leicht verständliche Lösung eines Problems: die prinzipielle Fehlerumgehung. Heutzutage tendieren wir Designer dazu, das KISS-Prinzip so oft wie möglich anzuwenden.

 

Der Einsatz von Anticipatory Design erlaubt oftmals den vollständigen Verzicht auf eine komplexe Benutzeroberfläche. Dies bringt zahlreiche Vorteile mit sich: Von der Vereinfachung des User Interface, über die Minderung kognitiver Belastungen bis hin zur Zeitersparnis, die für die Erledigung einer Aufgabe benötigt wird.

 

Unter kognitiver Belastung verstehen wir die mentale Anstrengung, die ein Benutzer benötigt, um etwas zu tun. Anticipatory Design reduziert die Anzahl der Entscheidungen, die die Benutzer treffen müssen. Je weniger Benutzer darüber nachdenken müssen, was sie zu tun haben, um ihr Ziel zu erreichen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie diese Ziele auch erreichen wollen.

 

Anticipatory Design sorgt außerdem dafür, dass die Benutzer schneller finden, was sie brauchen. Während Entscheidungen grundsätzlich vereinfacht werden, wodurch sie wiederum Zeit sparen und dadurch an anderer Stelle mehr tun können. Darüber hinaus bieten auf dieser Basis ausgestreute personalisierte Produktempfehlungen (zum Beispiel auf E-Commerce-Websites) höhere Chancen die Conversion-Rate zu steigern, was direkten Einfluss auf den Umsatz eines Unternehmens hat.

Streaming-Dienste lesen meine Gedanken

Verbraucherstudien haben gezeigt, dass ein durchschnittlicher Streaming-Benutzer das Interesse an einem Dienst verlieren wird, nachdem er etwa 60 bis 90 Sekunden lang gesucht und potenzielle Inhalte in Betracht gezogen hat. Verlieren die Benutzer das Interesse, ist es wahrscheinlich, dass sie zu einem anderen Streaming-Dienst wechseln werden. Daher hängt die Nutzerbindung davon ab, dass die Empfehlungs-Engine des Unternehmens in der Lage ist, personalisierte Vorschläge in Echtzeit bereitzustellen.

 

Doch Obacht: AI can be wrong! Unter dem sogenannten Automation Bias versteht man die Neigung des Menschen, automatisch generierte Vorschläge zu präferieren. Und in diesem Zusammenhang auch gegenläufige oder widersprüchliche Informationen, die ohne KI oder Automatisierung erschaffen wurden, zu ignorieren – selbst, wenn sie absolut richtig dargestellt sind oder korrekt wären. Einerseits wird Anticipatory Design also durch KI unterstützt. Andererseits kann KI allerdings auch falsch liegen. Der Grund dafür findet sich in der Antizipation, die auf den Routinen von Benutzern basiert. Eben solche Routinen können sich im Laufe der Zeit ändern, weswegen die Antizipation in Echtzeit stets angepasst werden muss.

 

Das Sammeln beginnt im Übrigen schon recht früh: zum Beispiel, wenn die Benutzer ein Streaming-Konto erstellen oder ein neues Profil hinzufügen, denn nun werden sie zunächst aufgefordert, einige Filmtitel auszuwählen, die ihnen gefallen. Diese Titel dienen als Starthilfe für die kommenden Empfehlungen. Dieser Vorgang ist jedoch optional. Durch das Anschauen verschiedener Inhalte im Laufe der Zeit, beginnt die Empfehlungs-Engine, die Inhalte zu gewichten, die die Benutzer in letzter Zeit konsumiert haben, erstellt auf Basis dessen neue Empfehlungen.

Die Brücke zwischen Technologie und Benutzer

Zurück zu dem aktuellen Problem des 21. Jahrhunderts, der Entscheidungsmüdigkeit. Mit Anticipatory Design wird der mensch- und nutzerzentrierte Ansatz weiterverfolgt und verbessert, weshalb es durchaus das nächste große Fokusthema für UX- Designs sein wird. Anticipatory Design schlägt Brücken zwischen den Technologien und Menschen, sodass diese mehr Zeit für die andere Dinge des täglichen Lebens zur Verfügung haben. Allerdings bedarf es im UX-Bereich auch einer eingehenderen Analyse der Chancen und Risiken, wie beispielsweise des technologischen Fortschritts und auch ethischer Bedenken.

Für die Zukunft richtig aufstellen

Wir bei PROCON IT greifen aktuelle Trends und Themen im UX-Bereich auf und unterstützen mit modernen Design-Lösungen. Mit dem Ziel, eine großartige Benutzererfahrung zu schaffen, schneiden wir nach dem mensch- und nutzerzentrierten Ansatz Produkte, Dienstleistungen und Maßnahmen zur Barrierefreiheit auf unsere Nutzer zu. Weitere Informationen zu unseren UX-Design-Ansätzen gibt es auf unserer entsprechenden Leistungsseite: User Experience Design